Der Grenzegang in Wetter hat eine knapp 450jährige Tradition, aber natürlich ist die Stadt älter als der Grenzegang. Somit ist das Fest alle sieben Jahre eine gute Gelegenheit, sich mit der reichen Geschichte dieser kleinen, aber feinen Stadt zu beschäftigen. Das ist gut möglich, weil es das Stadtarchiv in der ehemaligen Klosterbergschule gibt. Dort werden allerhand Akten und Archivalien aufbewahrt, aus denen für die Festschrift zum Grenzegang immer wieder neu interessante und spannende Artikel entstehen.

Die vierzehnte Ausgabe der Festschrift stellt eine ganze Reihe von Einzelstudien vor, die das Leben vom 16. Jahrhundert bis heute umfassen. Wir erfahren zum Beispiel, dass die Vesperglocke im Kirchturm der Stiftskirche von einem berühmten Glockengießer aus Homberg gegossen und unter großen Mühen hierher gebracht wurde. Da sie nur wenige Jahrzehnte später gesprungen zu sein scheint, nimmt man hier vor Ort einen Neuguss durch einen Glockenmeister aus Eschwege vor, der erst beim dritten Mal erfolgreich war. Diese Glocke hat dann aber gehalten: Sie musste zwar im Kriegsjahr 1942 abgegeben werden, kehrte aber 1947 nach Wetter zurück.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer an der engen 90-Grad-Kurve in der Fuhrstraße Vorfahrt hat? Wer in Wetter Fahrschule gemacht hat, weiß, dass da keine StVO greift, sondern es um Gewohnheit geht. Und die hat etwas mit der Post zu tun, die auch Thema der Festschrift ist. Im Haus Fuhrstraße 10 war früher die Poststation untergebracht. Wenn die Postkutsche vom Obertor kommend die Station anfuhr, ging es für das Gespann deutlich bergab. Jedem Gespannführer war klar, dass man den bergab fahrenden Pferden Vorfahrt lassen musste, weil sie nur schwer zu bremsen waren. Alle Gespanne von Richtung Untertor haben daher vor der Kurve gewartet, wie es auch heute noch Autofahrer tun.

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